Die Illusion der Mitarbeitermotivation: Warum das Problem nicht bei den Menschen, sondern bei der Organisation liegt

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Erfahren Sie, wie der Zustand des Flow die Mitarbeitermotivation steigert und wie Sie optimale Arbeitsbedingungen für mehr Leistung und Zufriedenheit schaffen.

Es gibt eine interessante Möglichkeit, auf das Thema der Mitarbeitermotivation zu schauen. Man kann es auch zusammenfassen als „Freiwillige Herausforderung vs. Erzwungene Arbeit: das Rätsel der menschlichen Leistungsbereitschaft“

Da stellt sich doch logischerweise die Frage, unter welchen Bedingungen stellt sich er Mensch lieber einer Herausforderung? Unter welchen Bedingungen macht Arbeit Spaß? Welche Bedingungen sorgen dafür, dass der Mensch Lust auf Leistung hat?

Flow: Mitarbeitermotivation und Leistung im Einklang

Der Begriff ‚Flow‘ beschreibt den Zustand, in dem Menschen vollständig in eine Tätigkeit eintauchen und ein Gefühl von Freude, Vertiefung und Kontrolle erleben. Dieser Zustand kann zu erhöhter Motivation und Leistung führen.

Flow ist ein Zustand, in dem wir uns am besten fühlen und unsere produktivsten Momente erleben. Es ist ein Gefühl von totalem Eintauchen in eine Aufgabe, bei der wir uns voll und ganz auf das konzentrieren, was wir tun, und alle anderen Ablenkungen und Sorgen vergessen. In diesem Zustand fühlen wir uns energetisiert und unsere Handlungen scheinen mühelos zu sein. Die Zeit scheint zu vergehen, ohne dass wir es bemerken, und wir erfahren ein Gefühl von Freude und Erfüllung.

Die Idee des Flow wurde vom renommierten Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi erforscht und in seinem bahnbrechenden Buch ‚Flow: The Psychology of Optimal Experience‘ vorgestellt. Csikszentmihalyi bezeichnete Flow als den Zustand des Glücks und der Zufriedenheit, der durch vollständige Immersion und Fokussierung auf eine herausfordernde Aktivität erreicht wird.

Bildquelle: https://www.heimsoeth-academy.com/

Um den Zustand des Flow zu erreichen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Eine davon ist, dass die Tätigkeit ausreichend anspruchsvoll ist. Es sollte eine ausgewogene Balance zwischen den Fähigkeiten einer Person und den Herausforderungen der Aufgabe geben. Wenn die Tätigkeit zu einfach ist, kann sie zu Langeweile führen, während eine zu schwierige Aufgabe Frustration und Angst hervorrufen kann.

Flow und die Mitarbeitermotivation

Der Zustand des Flow kann erhebliche Vorteile haben. Menschen sind motivierter, produktiver und kreativer, wenn sie im Flow sind. Sie erleben ein verbessertes Wohlbefinden, da der Flow-Zustand mit Glück und Zufriedenheit verbunden ist. Darüber hinaus sind Menschen im Flow besser in der Lage, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren und ablenkende Gedanken zu ignorieren.

Es gibt verschiedene Aktivitäten, die den Zustand des Flow auslösen können. Es gibt auch Menschen, die eher dazu neigen, nach Herausforderungen zu suchen und Flow-Erlebnisse in ihrer Arbeit zu erfahren. Diese Personen sind motiviert, sich mit anspruchsvollen und sinnvollen Aufgaben zu beschäftigen. Das dies jedoch keine Frage der ‚Gene‘ oder ähnliches ist, sondern eher mit der persönlichen Einstellung zu tun hat und wie man diese entwickeln und fördern kann, haben wir im Beitrag „Das Werkzeug für Growth Mindset“ betrachtet.

Personen, die dazu neigen, nach Herausforderungen zu suchen und Flow-Erlebnisse in ihrer Arbeit eventuell sogar aktiv zu suchen, können nicht nur ihre eigene Zufriedenheit steigern, sondern auch zu besseren Arbeitsergebnissen und einer höheren Arbeitsmotivation beitragen.

Die Arbeitsbedingungen für Mitarbeitermotivation

Um Flow-Erlebnisse am Arbeitsplatz zu fördern, können verschiedene Bedingungen geschaffen werden. Eine wichtige Bedingung ist, dass die Aufgaben herausfordernd und bedeutsam sind. Langweilige und repetitive Aufgaben führen nicht zu Flow-Erlebnissen, da sie keine Gelegenheit bieten, in einen Zustand der Konzentration und des vollen Einsatzes einzutauchen.

Gerade diese Anforderung zeigt, wie oft Unternehmen noch unbewusst Jobs nach Vorgaben gestalten, dem möglichen Flow-Erlebnis konträr gegenüber stehen. Denn mit dem Ziel der Effizienz und mit dem Ziel der Vereinfachung des Arbeitsprozesses gestalten Manager Jobs oft in Richtung Vorhersehbarkeit und Repetition. (siehe auch Why Managers Design Jobs to Be More Boring Than They Need to Be)

An dieser Stelle wird deutlich, warum die Frage der Mitarbeitermotivation weit mehr als eine individuelle Herausforderung ist – sie ist ein systemisches Anliegen, das in den Händen der Organisation liegt. Es ist ein Paradox: Viele Unternehmen setzen auf Strukturen, die Effizienz, Planbarkeit und strikte Vorgaben in den Vordergrund stellen, nur um dann enorme Ressourcen in die Steigerung der Mitarbeitermotivation zu investieren. Dabei zeigt die Forschung klar, dass Mitarbeiter vor allem durch Autonomie, sinnstiftende Herausforderungen und die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung motiviert werden. Es ist an der Zeit, dass Organisationen diesen Widerspruch erkennen und Rahmenbedingungen schaffen, die wirklich zur menschlichen Natur passen.

Weiterhin sollte eine Umgebung geschaffen werden, die es den Mitarbeitern ermöglicht, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren. Störfaktoren wie Lärm, Unterbrechungen und unnötige Meetings sollten minimiert werden. Ein ruhiger und organisierter Arbeitsplatz kann dazu beitragen, Flow-Erlebnisse zu fördern.

Es ist auch hilfreich, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeit selbst zu gestalten. Das bedeutet, dass sie Entscheidungen treffen und Einfluss auf ihre Aufgaben und Arbeitsabläufe nehmen können. Selbstbestimmung und Autonomie sind wichtige Faktoren, die zu Flow-Erlebnissen beitragen können.

Die Bedeutung von Anerkennung

In einer Arbeitsumgebung, in der Mitarbeiter ihre Kompetenzen und Fähigkeiten erfolgreich einsetzen können, fühlen sie sich geschätzt und motiviert. Anerkennung für gute Leistungen ist ein wichtiger Faktor, um die Motivation und die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern. Studien haben gezeigt, dass Mitarbeiter, die sich anerkannt fühlen, produktiver sind, eine höhere Arbeitszufriedenheit haben und seltener krankheitsbedingt ausfallen.

Aber bitte verwechseln Sie eine vorher angekündigte und sich selbst verdiente Belohnung (sei es ein Bonus, eine Sachleistung oder ähnliches) nicht mit Anerkennung. Selbst wenn die gegebene Belohnung aus Sicht des Unternehmens als Anerkennung gedacht ist, ist die Gefahr groß, dass sie nicht als solche beim Mitarbeiter ankommt und somit kaum einen Beitrag zu Mitarbeitermotivation bietet.

Erarbeitet man sich einen vorher bewusst angekündigten Bonus für seine Leistung, dann wird dieser Bonus, aus psychologischer Sicht, als Pflichtbeitrag des Arbeitgebers betrachtet. Es ist wie ein Deal und ein Vertrag, den man eingeht: Das Unternehmen hat sich dazu committet, dass bei entsprechender Leistung, dem Mitarbeiter ein Bonus zusteht. Die eigentliche Auszahlung des Bonus ist dann also eine Verpflichtung dem Mitarbeiter gegenüber.

Stellen wir uns aber nun mal vor, dass es keine Ankündigung gab und der Arbeitgeber kommt eher überraschend, weil unangekündigt, zum Mitarbeiter und übergibt einen Bonus, dann tut er dies ja, gefühlt, ohne die Verpflichtung, diesen Bonus auch auszahlen zu müssen. Und dennoch macht er es. Jetzt frage ich Sie, was wohl eher als Anerkennung von Seiten der Mitarbeiter empfunden wird und so seinen Beitrag zur Mitarbeitermotivation leistet?

Es ist daher entscheidend, dass Unternehmen und Vorgesetzte die Bedeutung und die Psychologie hinter der Anerkennung von Mitarbeitern verstehen und aktive Maßnahmen dazu ergreifen.

Die Bedeutung von Bindung

Bindung ist ein essenzieller Teil des menschlichen Zusammenlebens und hat auch im Arbeitskontext eine große Bedeutung. Sie ist eine Belohnung für gemeinsames Handeln und verstärkt die Leistung eines Teams oder einer Gruppe. Ein treffendes Beispiel hierfür sind Löwen, die gemeinsam jagen und dabei die Bedeutung von Zugehörigkeit, Kommunikation, Positionierung, Tugenden und Zielen deutlich zeigen. Auch Mitarbeiter benötigen Anerkennung und Bindung, um motiviert zu bleiben und ihr volles Potenzial entfalten zu können.

Die Bindung innerhalb eines Teams ist vergleichbar mit den starken Verbindungen, die Löwen in der Wildnis haben. Gemeinsam jagen sie Beute und teilen sich die Belohnungen. Dies stärkt nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern ermöglicht es ihnen auch, gemeinsam größere Beutetiere zu erlegen, von denen sie alle profitieren. Ähnlich ist es auch in einem Arbeitsumfeld: Wenn Mitarbeiter in einem Team zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen, können sie gemeinsam größere Herausforderungen bewältigen und bessere Ergebnisse erzielen.

Die Positionierung innerhalb des Teams oder der Gruppe ist ein weiterer wichtiger Faktor für die Bindung. Jeder Mitarbeiter hat seine eigenen Stärken und Fähigkeiten, die er einbringen kann. Eine optimale Positionierung der Mitarbeiter ermöglicht es ihnen, ihr Potenzial auszuschöpfen und ihre Aufgaben effektiv zu erfüllen. Dies zeigt das Potenzial von Rollen auf, im Kontext der Mitarbeitermotivation. Oftmals werden Rollen in Unternehmen mit Titeln gleichgesetzt.

Noch viel zu wenig, wenn auch langsam wachsend, kommt der Bedeutung von Rollen zu, die durch angeeignete Fähigkeiten definiert sind. Diese gilt es für die Mitarbeiter erkennbar und erlebbar zu machen und dass diese über die Zeit auch ‚erobert‘ werden können. Dies sorgt für Wertschätzung der investierten Zeit und Mühen vor allem durch die beteiligten Personen selbst (siehe auch IKEA-Effekt)

8 klare Schritte für optimale Rahmenbedingungen & Mitarbeitermotivation

1. Klare Ziele und Erwartungen

Mitarbeiter sollten genau wissen, was von ihnen erwartet wird und welche Ziele sie erreichen sollen. Dies schafft eine klare Richtung und ermöglicht es den Mitarbeitern, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Kennzahlen sind KEINE Ziele in diesem Sinne. Klare Ziele und Erwartungen aus menschlicher Sicht werden effektiver durch Narrative kommuniziert, die sich stärker auf das ‚Warum‘ der (in diesem Fall) unternehmerischen Tätigkeit bezieht. Kennzahlen sind nur Mittel zum Zweck auf dem Weg zum ‚Warum‘.

2. Unmittelbares Feedback

Schnelle und konkrete Rückmeldungen ermöglichen es den Mitarbeitern, ihren Fortschritt zu erkennen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Dies hält die Motivation hoch und fördert den Flow. In solch einem Umfeld können sogar Rückschritte, durch die direkte Handlungsmöglichkeit dank einem schnellen Feedback, als Lernmöglichkeit und so auch als indirekten Fortschritt erlebt werden. Ein starkes Instrument zur Steigerung der Unternehmensresilienz.

3. Passende Herausforderungen

Die Aufgaben sollten weder zu einfach noch zu schwierig sein. Sie sollten genau das richtige Maß an Herausforderung bieten, das zur Kompetenz des Mitarbeiters passt. Zu einfache Aufgaben führen zu Langeweile, zu schwierige zu Frustration. Das bedeutet aber auch, da sich der Mensch als solcher, gerade in einem stabilen Umfeld, anzupassen lernt und sich somit weiterentwickelt, die Jobanforderungen mit ihm mitwachsen müssen. Nur so verhindert man die Gefahr der erlebten Eintönigkeit und Langeweile.

4. Autonomie und Kontrolle

Mitarbeiter sollten die Freiheit haben, Entscheidungen zu treffen und ihre Arbeit selbst zu gestalten. Dies fördert das Gefühl der Kontrolle und ermöglicht es ihnen, in den Flow-Zustand einzutauchen. Besonders rückblickend ermöglicht die erlebte Autonomie auch das Gefühl des Stolzes und der Erfüllung, da ein positiver Zustand durch eigene Entscheidungen erreicht wurde.

5. Zeit für Konzentration

Unterbrechungen und Ablenkungen sollten minimiert werden. Dazu gehören auch Meetings und ständige Benachrichtigungen. Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, sich ungestört auf ihre Aufgaben konzentrieren zu können.

6. Bedeutung und Sinnhaftigkeit

Die Arbeit sollte für den Mitarbeiter sinnvoll und bedeutsam sein. Dies erhöht die intrinsische Motivation und macht es wahrscheinlicher, dass der Flow-Zustand erreicht wird. Auch hier wären wir wieder verstärkt im Narrativ. Umsatz, Shareholderzufriedenheit, das Erreichen von Geschäftszielen, die #1 im Markt zu sein, usw. haben zwar eine rationale Bedeutung, wirken aber kaum emotional.

7. Soziale Unterstützung

Ein unterstützendes Team und eine positive Arbeitsatmosphäre können ebenfalls dazu beitragen, den Flow-Zustand zu erreichen. Kollegiale Unterstützung und ein gutes Verhältnis zu Vorgesetzten können die Motivation steigern. Besonders auch die eigene Rolle, bei der Unterstützung von Kollegen.

8. Raum für Kreativität und Innovation

Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, neue Ideen einzubringen und kreative Lösungen zu finden. Dies fördert die Neugier und die Bereitschaft, sich in die Arbeit zu vertiefen.

Das Fazit zur Mitarbeitermotivation

Die Schaffung von Flow-Erlebnissen und die Anerkennung der Mitarbeiter sind entscheidende Faktoren für die Mitarbeitermotivation und Leistung am Arbeitsplatz. Immer mehr Unternehmen erkennen die Bedeutung dieser Aspekte und setzen gezielt Maßnahmen ein, um den Flow zu fördern und Anerkennung zu geben.

Flow bezieht sich auf den Zustand, in dem eine Person vollständig in eine Tätigkeit eintaucht und dabei ein Gefühl von vertiefter Konzentration und Zufriedenheit erlebt. Diese Flow-Erlebnisse sind nicht nur für das individuelle Wohlbefinden der Mitarbeiter wichtig, sondern haben auch positive Auswirkungen auf die Produktivität und Leistungsfähigkeit.

Um Flow am Arbeitsplatz zu ermöglichen, sollten Unternehmen geeignete Bedingungen schaffen. Wir haben Ihnen hier 8 entscheidende Punkte mitgegeben.


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